Am 5. September 2019 veröffentlichte Lars Hansen vom Hamburger Abendblatt einen Artikel über studentisches Wohnen in Harburg. Der Fokus des Artikels lag auf der sogenannten „Apartment-Affäre“ [1]. Die „HUB-Apartment GmbH“ betreibt den Gebäudekomplex an der Knoopstraße (ehemals Deutsche Wohnungsbaugesellschaft Harburg) und vermietet dort 108 Mikrowohnungen auf einer Wohnfläche von insgesamt ca. 2.115m².

Aus dem Protokoll der Sitzung des Stadtplanungsausschusses der Bezirksversammlung Harburg vom 20.11.2017 geht hervor, dass die Lindhorst Investment Gruppe, vertreten durch Christian Möhrke, angab den Wohnraum an Studierende zu einem Preis von unter 300,00€ vermieten zu wollen [2].

Durch Investigation seitens Lars Hansen ist aufgefallen, dass die Zimmer, welche eigentlich für Studierende vorgesehen sein sollten, zu einem Preis von über 900,00€ pro Monat vermietet werden. Daraus lässt sich schließen, dass die Hauptzielgruppe nicht Studierende sind [1].

Hierzu bezieht der Allgemeine Studierendenausschuss der Technischen Universität Hamburg im Folgenden Stellung.

Studierendenwohnungen?!

Cudi Cesen, Referent für Soziales des AstA: „In der Theorie kommt die Stadt Investorinnen in Harburg entgegen, welche Wohnraum für Studierende schaffen wollen. In der Praxis geht das Konzept aktuell nicht auf: Beispielsweise werden die in der Knoopstraße entstandenen Kleinwohnungen tageweise und zu horrenden Preisen von über 900 Euro pro Monat vermietet, sodass sie die Zahlungsmöglichkeit der Studierenden definitiv übersteigen. Die Unterkünfte werden – gewinnbringend – hauptsächlich an Touristinnen und Dienstreisende vermietet. Die Frage stellt sich also, ob Studierende überhaupt jemals als Zielgruppe vorgesehen waren.“

Auf der Webseite besteht die Möglichkeit die Zimmer mit einer Mindestlaufzeit von 30 Tagen zu buchen. Es stehen drei Buchungskategorien zur Verfügung: Studio Apartment, Studio Plus und Suite. Das Wort Studierende sowie eine Entfernung zur Universität ist nicht erwähnt. Bei der Sichtung des Angebotes stellt sich die Frage, ob die HUB-Apartments überhaupt Wohnungen oder ein Hotelangebot darstellen [3]. Joseph Rüffert, 1. Vorsitz des AStA: „Die Wohnpauschale im BAföG-Höchstsatz beträgt 325 Euro. Fast das Dreifache zu verlangen ist, ohne zu übertreiben, Wucher!“

Sozialer Wohnraum

Hamburg als Tor zur Welt hat hohe Mieten. Durch das geringe Angebot und die hohe Nachfrage wird diese Situation noch weiter verschärft. Durch die Umgestaltung des Arbeitsmarktes ziehen viele Menschen vom Land in die Stadt. Bedingt durch den Bevölkerungszuwachs entsteht im städtischen Raum eine bessere Infrastruktur, Firmen siedeln sich an, Universitäten wachsen und schlussendlich steigen die Mieten in den Städten. Da die Stadt selbst nicht genug bauen kann, entschied sie, zunehmend Wohnraum in die Hand privater Investorinnen zu übergeben. Die Nachfrage steigt, die Baukosten erhöhen sich, die Mieten erhöhen sich. Dass die Menschen dieser Stadt jedoch wieder ein stärkeres Eingreifen der Politik fordern, zeigt sich in den Teilnehmendenzahlen bei Demonstrationen gegen den Mietenwahnsinn. Der soziale Frieden beginnt spürbar zu bröckeln. Seit 2000 sind die Mieten in Deutschland um 45% netto gestiegen [4], die Reallöhne dagegen kaum bis gar nicht. Für viele wird damit die Miete unbezahlbar [5].

Darüber hinaus sinkt die Anzahl der Sozialwohnungen in Harburg, von rund 10.000 in 2009 – 2012 verbleiben 2019 6.000 Wohnungen. Diesen Trend halten wir für untragbar und fordern Maßnahmen, sich diesem entgegenzustellen.

Studentisches Wohnen

Philipp Wittmann, Präsident des Studierendenparlamentes: „Nutzbarer Wohnraum ist ein elementares Grundbedürfnis, welches jedem Menschen zugesprochen werden muss.

Da wir als Studierende allerdings eine Gruppe sind, welche auf einem kommerziellen Wohnungsmarkt nicht die Handhabe besitzen, diesen zu bekommen, oder gezwungen werden, den größten Teil unserer zur Verfügung stehenden Mittel für Wohnraum aufzuwenden, wird uns dieses Grundbedürfnis verwehrt“.

Im August 2019 erhöhte sich die Wohnpauschale des BAföG auf 325€ im Höchstsatz. Der durchschnittliche Preis für eine Studierendenwohnung liegt lt. Mietspiegel bei 453€ und somit 128€ über der Pauschale [6].

Cudi Cesen: „Die Zahl der Studierenden in Hamburg wächst stetig, gleichzeitig sinkt jedoch das Angebot an bezahlbarem Wohnraum.“ Die Technische Universität Hamburg möchte wachsen und bekommt hierfür in den kommenden fünf Jahren 19 Mio. Euro mehr Budget. Die Universität möchte prospektiv bis 2025 auf 10.000 Studierende, also um knapp 2000 Studierende, wachsen [7].

Dem AStA stellt sich die Frage, wo diese Studierenden wohnen sollen. In den nächsten fünf Jahren soll die realistische Chance bestehen, ca. 1000 neue Studierenden-Wohnheimplätze zu schaffen. Bis 2030 sollen ca. 2000 neue Wohnheimplätze entstehen [8].

Betrachtet man die antizipierten Zahlen des Wachstums, wird offensichtlich, dass dies nicht ausreicht den Bedarf zu decken. Wir begrüßen die studentische Wohnraumoffensive des Hamburger Senats sehr und sehen dieses als einen Schritt in die richtige Richtung. Mit mehr Wohnraumangebot wird die Attraktivität eines Studiums an der TUHH gesteigert. Allerdings wird es mehr Initiativen solcher Art brauchen, um der studentischen und auch sozialen Wohnungsnot in Hamburg entgegenzuwirken.

Ein neuer Trend sind sogenannte Mikrowohnungen, wie sie beispielsweise in der Knoopstraße angeboten werden Studierende wohnen auf engem Raum und zahlen hierfür weniger Geld. Die Realität sieht anders aus! Kleinere Wohneinheiten werden in Szenestadtteile gebaut. Es findet eine Verdichtung des Wohnraumes statt und die Mieten steigen ins Immense.

Internationalität

An der TUHH sind 19,7% der Studierenden internationaler Herkunft [9]. Das Studierendenwerk Hamburg stellt für internationale Erstsemester, genannt „Freshmen“, 180 Zimmer der TUHH zur Verfügung. Darüber hinaus befinden sich derzeit 133 Freshmen auf der Warteliste für diese Zimmer. Die Nachfrage ist wie im Jahr zuvor höher als das Angebot.

Yousuf Al Hakim, Referat Internationales des AStA TUHH: “Die Knappheit der Wohnungen hat vor allem auf internationale Studierende eine erhebliche Auswirkung. Nicht nur werden sie durch die lange Suche wesentlich vom Studieren abgelenkt, sondern sie erschwert auch das Einfinden und Einleben, was gerade bei kurzen Aufenthalten das Wohlbefinden, die fachlichen Leistungen und nicht zuletzt, gerade auch durch die inakzeptablen Preise der Wohnungen, die Lebensqualität mindert.”

Um diese Situation zu entschärfen hat der AStA im vergangenen Wintersemester eine Couchsurfing-Börse gestartet. Joseph Rüffert: „Viele WGs sind enger zusammengerückt und haben diese Kommilitoninnen kurzfristig auf Sofas beherbergt“. Trotz des wohlwollenden Lösungsansatzes lassen sich die Probleme der Wohnungsnot so nicht lösen, sondern nur teilweise entschärfen.

Fazit

Die Wohnungsnot ist mittlerweile kein Problem für einige Wenige mehr. Das Studierendenwerk reagiert auf Wohnungsnot mit der Schaffung von neuen Wohnheimplätzen, diese werden jedoch bei Weitem nicht ausreichen, das Wachstum der TUHH und die generell steigende Nachfrage aufzufangen. Wir begrüßen jede Investition in studentischen und sozialen Wohnraum. Doch die Stadt muss sich dem Ausmaß des Problems Bewusst werden und ihre Bemühungen weiter verstärken.

Wir fordern das Bezirksamt, die durch die Lindhorst Investment zugesicherte studentische Nutzung [2] des Immobilienkomplexes Knoopstraße, umzusetzen und zu überwachen.

Dass es möglich ist, dass eine Firma wie Lindenhorst Investments einen Standort, der ideal für Studierendenwohnraum geeignet ist und ursprünglich für sie gedacht war, als einen Apartmentkomplex für Tourist*innen und Dienstreisende nutzt, halten wir für eine Unmöglichkeit.

Referenzen

  1. L. Hansen, Studentenzimmer in Hamburg – für 900 Euro im Monat? [Online] Available: https://www.abendblatt.de/hamburg/harburg/article226981609/Studentenzimmer-fuer-900-Euro-im-Monat.html. Accessed on: Sep. 08 2019.
  2. Protokollauszug – Antrag CDU betr. Zukünftige Nutzung des Gebäudekomplexes Knoopstraße (ehemals Deutsche Wohnungsbaugesellschaft Harburg) TOP aus Sitzung des Stadtplanungsausschusses Harburg. [Online] Available: https://sitzungsdienst-harburg.hamburg.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=1018458#allrisWP. Accessed on: Sep. 08 2019.
  3. HUB Apartments. [Online] Available: https://hub-apartments.de/. Accessed on: Sep. 08 2019.
  4. Mannheimer Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH, Mietpreisexplosion: Gründe, Folgen, Lösungsansätze – Mannheimer Morgen. [Online] Available: https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-ratgeber-mietpreisexplosion-gruende-folgen-loesungsansaetze-_arid,1437703.html. Accessed on: Sep. 08 2019.
  5. S. Haas, Reallöhne in Deutschland niedriger als 2000. [Online] Available: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gehaltsentwicklung-in-deutschland-realloehne-niedriger-als-im-jahr-2000-1.1598540. Accessed on: Sep. 09 2019.
  6. Oliver+Katrin Iost GbR, Mietkosten für Studierende in 59 Städten. [Online] Available: https://www.studis-online.de/StudInfo/Studienfinanzierung/mietkosten.php. Accessed on: Sep. 08 2019.
  7. Julia Offen, Technische Universität Hamburg soll wachsen. [Online] Available: https://intranet.tuhh.de/aktuell/pressemitteilung_einzeln.php?id=11391&Lang=en. Accessed on: Sep. 08 2019.
  8. K. Kolodzei, “PM_Stud_Wohnen_parlam_Initiative_2019_04_02,” https://www.studierendenwerk-hamburg.de/studierendenwerk/de/downloads/PM/PM_Stud_Wohnen_parlam_Initiative_2019_04_02.pdf?m=1554207021.
  9. Rüdiger Bendlin, TUHH – Universität – Informationen – Kennzahlen. [Online] Available: https://www.tuhh.de/tuhh/uni/informationen/kennzahlen.html. Accessed on: Sep. 09 2019.